Im Nationalpark

 

JohannesDer Abschied von meiner Familie und meinen Freunden fiel mir echt schwer, weil ich gefühlt alles zurücklasse, was ich liebe, um mich zusammen mit meinem Zwillingsbruder in ein komplett neues Abenteuer zu stürzen. Ich verabschiedete mich ausführlich und fuhr mit meiner Familie am 19. Januar 2020 zum Flughafen nach Frankfurt. In Deutschland war das Wetter an diesem Tag winterlich kalt mit Schneefall.

Am Gate trafen wir schon eine erste Mitreisende von Highschool Australia, die mit uns über Dubai nach Brisbane flog. Wir haben uns entschieden, die Reise ohne Flugbegleitung zu buchen und haben uns im Vorfeld als Gruppe mit sieben Schülern organisiert und die Flugzeiten abgestimmt. Von Anfang an war ich also nie alleine und knüpfte bereits erste Freundschaften am Flughafen. Mein Zwillingsbruder und ich hatten ein riesiges Glück. Wir bekamen kurz vor dem Abflug völlig unerwartet ein kostenloses Upgrade für die Business Class im Oberdeck einer A380 bis zur Zwischenlandung in Dubai. Das war ein unglaublich toller Start in unser Abenteuer. Der Flug verlief sehr ruhig und angenehm mit perfekter Verpflegung und Unterhaltung. Es gab eine coole Lounge mit einer großen Bar im Flugzeug, wo man sich jederzeit weitere leckere Verpflegung holen, gemütlich stehen und sogar neue Kontakte mit gechillten Mitreisenden knüpfen konnte.

Wir fanden uns im Flughafen in Dubai sehr gut zurecht und konnten bei Bedarf immer jemanden fragen. Das Flughafenpersonal war außerdem sehr bemüht. In Dubai trafen dann nach und nach die weiteren Mitreisenden von Highschool Australia ein, die in Wien, München und Hamburg gestartet waren und dann zusammen mit uns nach Brisbane flogen. Diese Reise ohne Begleitung war echt gar kein Problem und wir bekamen alles sehr gut organisiert. Als alle eingetroffen waren, gingen wir nach dem langen Flug in ein Restaurant und lernten uns dort ausführlicher kennen. Es war sehr spannend, andere Jugendliche zu treffen, die sich in dasselbe Abenteuer stürzen, gleich alt sind und gleiche, ähnliche oder andere Erwartungen und Wünsche für den Auslandsaufenthalt haben.

Der Zielort der Einzelnen lag entweder an der Sunshine Coast oder an der Gold Coast. Mein Bruder und ich haben uns für die eher ruhigere Sunshine Coast entschieden, dies lag aber auch an den ausgewählten Schulen. Julian besucht die Mountain Creek High School und ich das nur wenige Kilometer entfernte Kawana Waters State College. Auf uns wartete am Flughafen ein Abholservice, mit dem wir dann zu unserer Gastfamilie gefahren wurden. Jeder war nervös und sehr erschöpft von der langen Reise. Meine Gastfamilie wohnt glücklicherweise direkt am Meer. Die Familie empfing mich herzlich und machte zu Beginn eine Hausführung. Ich habe insgesamt sechs Gastgeschwister, jedoch wohnen nur noch die beiden Jüngsten zu Hause. Die beiden sind ebenfalls Zwillinge (Mann und Frau), doch mit Anfang 20 schon etwas älter als ich.

Ich verstehe mich mit meinem Gastbruder extrem gut, da wir dieselben Hobbys und Interessen haben. Vor allem in den ersten Tagen, als ich noch niemanden kannte, unternahm er sehr viel mit mir und zeigte mir vieles in der Umgebung. Dafür war ich ihm sehr dankbar. Das Englisch der Australier unterscheidet sich schon deutlich von der Aussprache zu unserem Schulenglisch. Man gewöhnt sich aber nach ein paar Tagen recht schnell daran. Am Anfang ist mir das Verstehen nicht leicht gefallen, doch wenn man freundlich nachfragt, dann helfen die Australier einem sehr gerne.

In den ersten Tagen war ich wegen des Jetlag und dem heißen Sommerwetter sehr erschöpft. Die Temperaturumstellung betrug ca. 35 Grad (von -5°C auf +30°C). Ich selbst bin eine Woche vor Schulbeginn angereist, um mich daran zu gewöhnen. Das kann ich jedem nur empfehlen, da man sich so etwas erholen und organisieren kann. Ein paar Tage später kam noch ein weiterer mexikanischer Austauschschüler in meine Familie. So konnten wir die letzten Ferientage noch zusammen verbringen und waren am ersten Schultag nicht alleine.

Als es soweit war, wurden wir von unserer Gastmutter zur Schule gebracht und kauften uns zuerst eine Schuluniform, da man mit seinen eigenen Klamotten nicht in die Schule gehen darf. Was das Anziehen anbelangt, sind die Vorschriften sehr streng. Dies ist eine für mich komplett neue Erfahrung und nicht vergleichbar mit dem, was ich in Deutschland gewohnt war.

Mein mexikanischer Gastbruder und ich lernten schnell andere Internationals kennen. Die meisten kommen aus Deutschland und Österreich. Mitschüler aus Südamerika (Mexiko, Chile und Brasilien) sind ebenfalls gut vertreten. Schnell wurde eine Clique gebildet und wir verabredeten uns nach der Schule in einem Shoppingcenter oder am nahegelegenen Sandstrand. Als International ist es nicht einfach, sich mit australischen Mitschülern anzufreunden, da sie die „Neuen“ erst mal scannen und oft schon ihre eigene Clique haben. Das habe ich mir tatsächlich anders vorgestellt.

Da ich aber Fußball liebe und in Deutschland drei Jahre Leistungsfußball gespielt habe, fiel im Vorfeld meine Entscheidung auf eine Schule mit einem „Excellence Program“ für Fußball. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich in das Programm aufgenommen wurde und damit Fußball auch als Schulfach mit zwei Trainings- und einer Theorieeinheit habe. So ist es dann leichter mit den einheimischen Jungs ins Gespräch zu kommen. Ich freue mich schon auf die anstehenden Spiele und Turniere, eine Möglichkeit mehr, das Land kennen zu lernen.

Die Schule ist hier komplett anders organisiert als in Deutschland und vieles läuft über das Internet bzw. über den PC. Da man die Fächer hier eigentlich selbst wählen kann, nimmt man auch diejenigen, die einen sehr interessieren und deshalb macht die Schule hier auch mehr Spaß. Viele Fachbegriffe sind am Anfang in den Fächern sehr schwer zu verstehen, doch das verbessert sich von Tag zu Tag. An das australische Leben habe ich mich hier sehr schnell gewöhnt.

Die Schule ist mit dem Fahrrad von meiner Unterkunft aus schnell zu erreichen. Gemeinsame Ausflüge mit neuen Freunden in einen Nationalpark, in das Shopping-Center oder an den Strand gefallen mir hier sehr und ich genieße hier das Leben in vollen Zügen, jeden Tag aufs Neue.

Johannes ist für ein halbes Jahr am Kawana Waters State College, Sunshine Coast, Queensland

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