Seit Beginn meiner Reise nach Australien habe ich eine Fülle neuer Erfahrungen gesammelt und bin in eine komplett neue Welt eingetaucht. Angekommen in einem fremden Land, habe ich nicht nur meine Gastfamilie kennengelernt und besuche die Miami State High School, sondern habe auch schon zahlreiche internationale Freundschaften geschlossen und bisher unbekannte Schwierigkeiten überwunden.
Der Flug von München nach Dubai und weiter nach Australien war für mich etwas Besonderes, da es mein erster Flug ohne meine Eltern war und dann gleich um den halben Globus. Die lange Reise über verschiedene Zeitzonen hinweg hat dazu beigetragen, mir die Größe unserer Welt deutlicher zu machen. Es war eine Mischung aus Aufregung, Nervenkitzel und einer gewissen Unsicherheit, die mich während des Fluges begleitete. Aber zusammen mit fünf weiteren Austauschschülern, von denen wir zwei erst bei der Zwischenlandung in Dubai getroffen haben, ging so gut wie alles gut.
Nachdem wir endlich aus dem Flugzeug ausgestiegen waren, bemerkte jedoch einer von uns, dass sein Pass noch im Flugzeug war, was für einen kleinen Panikmoment sorgte, aber nach 24 Stunden ohne Schlaf auch verständlich ist. Er ist dann zurück ins Flugzeug gerannt und hat ihn auch noch bekommen. Doch dann begann die eigentliche Reise zu unseren Gastfamilien, begleitet von einem entspannten Fahrer des Airport-Shuttles und einigen anderen Austauschschülern.
Angekommen bei meiner Gastfamilie wurde ich herzlich von Bev, meiner Gastmutter, und dem Hund Dexter begrüßt, auch wenn es traurig war zu hören, dass der zweite Hund der Familie mittlerweile gestorben war. Tosh, einer meiner beiden Gastbrüder, der für das WLAN zuständig ist, und Stuart, mein Gastvater, der mir eine Hausführung gab, hießen mich ebenfalls willkommen. Dann traf ich Thomas aus Italien, einen weiteren Austauschschüler, der bei meiner Gastfamilie wohnte. Mit meinem anderen Gastbruder, Ronin, spielte ich mein erstes 8-Ball-Spiel (Billiard).
Die Gastfamilie hat mir auch geholfen, mich besser zu integrieren und mich in meinem neuen Zuhause in Burleigh Waters an der Gold Coast zurechtzufinden. Ich bekam ein Zimmer in ihrem Haus und lernte ihre Lebensweise kennen. Australier (also meine Gastfamilie zumindest) haben einen sehr speziellen Humor – es wird viel Sarkasmus verwendet, den ich am Anfang auf Englisch nicht verstanden habe. Meine ersten Unterhaltungen mit meinem Gastvater, Stuart, noch von Deutschland aus, waren schon ein Hinweis darauf. Auf meine damalige Frage, was ich denn im Haushalt mithelfen könne, antwortete er trocken: „Paint the house!“
Die Schulfächer, die ich hier als Austauschschüler gewählt habe, stellen nicht gerade die größte akademische Herausforderung dar, aber dafür kommen die meisten Austauschschüler wahrscheinlich auch nicht nach Australien. Die High School bietet die perfekte Möglichkeit, mich mit Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen auszutauschen und bietet auch noch sehr interessante Fächer, die ich in Deutschland an meiner Schule nicht belegen kann, wie z.B. Psychologie und „Hospitality“ (Kochen). Ich habe an der High School schon viele internationale Freunde gewonnen: aus Italien, Japan, Österreich, der Schweiz, Dänemark und Norwegen.
Der erste Schultag brachte weitere spannende Momente mit sich, angefangen von der Fahrradfahrt zur Schule mit Thomas, meinem italienischen Gastbruder, bis hin zu neuen Bekanntschaften mit anderen internationalen Schülern und Locals. Unter den „Internationals“ an der Miami State High School sind dieses Jahr viele Deutsche, die alle sehr nett sind. Und natürlich darf nach der Schule auch ein Besuch bei KFC nicht fehlen. Dort schmeckt es nicht nur sehr gut, sondern es ist auch das günstigste Essen in der Nähe der Schule. Wenn wir nicht zu KFC gehen, gehen wir in das Pacific Fair („Pac“) und essen dort. Das Pac ist die größte Mall, die ich in meinem Leben bis jetzt gesehen habe. Es gibt dort wirklich alles, was man braucht (oder auch nicht). Sehr begeistert bin ich von dem Sushi-Essen hier, was deutlich günstiger und echt gut ist.
Meine ersten Erfahrungen mit der australischen Tierwelt waren weniger angenehm, als ich eine Kakerlake in meinem Bett entdeckte. Naja, zum Glück wenigstens keine der hochgiftigen australischen Trichterspinnen. Zu meinen vielen neuen Erfahrungen in der ersten Woche gehörte das Kaufen meines ersten Fahrrads für 120 AUD. Auch war es aufregend, zum ersten Mal im Sand zu stehen und das Meer zu erleben. Der Strand ist nur ca. 10 Minuten Fußmarsch vom Haus meiner Gastfamilie entfernt. Entsprechend verbringe ich viel Zeit am Strand. Ich war bisher zweimal mit einem Leihboard surfen, um meine Bordgröße herauszufinden. Beim ersten Mal war das Board zu klein und ich habe es nicht geschafft aufzustehen. Beim zweiten Mal konnte ich immerhin zweimal kurz stehen für einige Sekunden. Mal sehen, wie es die nächsten Male wird.
Das absolute Highlight der Woche sind immer die internationalen Treffen im Park. Die Internationals treffen sich gegen 19:00 Uhr und man lernt neue Leute auch von anderen Schulen kennen. Dort habe ich auch eine Gruppe aus Deutschen, Norwegern und Brasilianern getroffen, mit der ich dann später auch surfen gegangen bin und im Anschluss noch etwas essen war. Das beste Gefühl, was es gibt, ist es, nach einem langen Tag im Bett zu liegen und trotzdem noch das Gefühl zu haben, spüren zu können, wie die Wellen mich hoch und runter bewegen. Mein Fahrrad, von dem ich am Anfang erzählt habe, ist mittlerweile leider kaputt. Das Stück, das die Kette und das Hinterrad verbindet, ist durchgerostet. Vorrübergehend fahre ich nun mit dem Bus zur Schule.
Als Abschluss für den ersten Monat kann ich einfach nur sagen, es ist jetzt schon die beste Zeit meines Lebens. Natürlich gibt es Schwierigkeiten und ich denke, dass man seine Familie und Freunde vermisst, ist selbstverständlich. Ich gebe mein Bestes, mich auf das Positive zu konzentrieren und halte mich immer beschäftigt, damit ich gar keine Zeit habe, daran zu denken. Es ist einfach eine wunderbare Chance, neue Erfahrungen zu machen und als Person zu wachsen, da man auf vielen Ebenen aus seiner Komfortzone und in ein ganz neues Leben geworfen wird. Ich hoffe im nächsten Monat, nun da ich die Gegend kenne, besser surfen zu lernen und naheliegende Attraktionen zu besuchen, wie Movie World und das Sea Life. Auch steht jetzt ein viertägiger Schulausflug zum Great Barrier Reef bevor, auf den ich mich schon sehr freue. Dazu dann mehr in meinem nächsten Bericht.