Australien war vor dem Beginn meines Auslandsjahres immer total weit weg. In meinem Kopf waren immer Bilder von riesigen Landschaften ohne Menschen, vielen Kängurus und Eukalyptusbäumen mit Koalas drin.
Seit ich hier bin, habe ich schon sehr viel erlebt und die Zeit ist total an mir vorbeigeflogen. Die erste Zeit war nicht einfach, aber trotzdem wunderschön. Auch wenn Heimweh und der Jetlag etwas sind, was man gerne hinter sich gebracht hat, habe ich auch total viele neue Leute und Lebensstile kennengelernt.
Ich habe das große Glück, meine Gasteltern zu kennen, da sie Freunde meiner Eltern sind. Sie sind total nett und probieren, mir so viel wie möglich zu zeigen. Wir waren zum Beispiel schon in einer Koala Auffangstation, sind zu einem Weinberg mit Kängurus gefahren und haben uns einige der umliegenden Orte angeguckt. Wir hatten total viele schöne Erlebnisse, die ich nie vergessen werde. Dabei sind es nicht immer die großen Dinge, sondern auch die kleinen. Wir waren zum Beispiel schon einmal an einer Landzunge im Meer, den Sonnenaufgang angucken, oder sind durch den Sonnenuntergang am Strand lang gelaufen.
Ein weiteres typisches Klischee im Bezug auf die Australier_innen ist ihr leichter und fröhlicher Lifestyle, bei dem es so scheint, als ob nichts in der Welt ein Problem ist. Ich konnte genau diese Leichtigkeit schon auf vielfältige Weise erleben, was bei einem Lächeln auf der Straße anfängt und sich auch in der Hilfe bei allen möglichen Dingen zeigt. Die anderen Austauschschüler an meiner Schule, der Cleveland District State High, und ich wurden vom ersten Tag an total gut unterstützt. Einige der australischen Schüler haben uns auch geholfen, sich besser auf dem Schulgelände, welches total weitläufig ist und viele verschiedene Gebäude hat, zurechtzufinden und anzukommen, ohne zu irgendeiner Zeit alleine zu sein. Weil hier der Unterricht in einem Kurssystem stattfindet, hat man nicht nur die Chance, viele neue und interessante Fächer auszuprobieren, sondern kann auch in jedem Fach neue Leute und Freunde kennenlernen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Australier_innen in einigen Fächern – wie zum Beispiel Mathe – nicht annähernd so weit sind wie ich in meiner deutschen Schule. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, da ich mich dadurch besser auf die Fachwörter und die Sprache im Allgemeinen konzentrieren kann. Aber nicht alle Fächer sind einfacher. Weil zum Beispiel in Chemie die Fachwörter ziemlich anders und trotzdem wichtig sind. Sehr schwer ist auch, eine dritte Sprache, wie in meinem Fall Französisch, auf einer Fremdsprache zu lernen. Shakespeare stellt mich in meinen Englischstunden regelmäßig vor die Herausforderung, Altenglisch zu verstehen. Zum Glück ist meine Lehrerin sehr nett und steht mir bei allen Fragen zur Seite.
Eine weitere Sache, auf die ich mich im Bezug auf die Schule sehr gefreut habe, ist die Schuluniform, da ich in Deutschland nie eine hatte und mich immer gefragt habe, wie es sich anfühlt, wie alle Anderen auszusehen. Ich persönlich finde die Schuluniform meiner Schule hier sehr sehr schön, da sie eher schlicht und weinrot gehalten ist. Als ich am ersten Tag in die Schule gekommen bin, hat es auf mich total beeindruckend gewirkt, weil jeder gleich aussah und es sich für mich sehr nach Zusammenhalt und Gemeinschaft angefühlt hat. Trotzdem war es in den ersten Tagen etwas komisch, nicht selbst entscheiden zu können, was man trägt. Doch mittlerweile fühlt es sich total normal an, und ich denke auch, dass es mit der Schuluniform leichter ist, Menschen kennenzulernen, da jeder zuerst deinen Charakter und nicht dein Aussehen sieht. Ich habe dadurch auch das Gefühl, dass die Freundschaften und Bekanntschaften mehr auf den Charakteren der Personen als auf einer äußerlichen Gemeinsamkeit beruhen.
Eine Sache, die mich wirklich total überrascht hat, war auch, dass die Kassierer in manchen Supermärkten die Einkaufstaschen für dich zusammenpacken. Als ich das erste Mal mit meiner Gastmutter Essen einkaufen war, hatte ich so etwas wie einen kleinen Kulturschock, weil ich das wirklich überhaupt nicht erwartet habe. Der arme Kassierer muss sich auch gewundert haben, als ich ihn wie eine Irre angestarrt habe, während er nur seinen ganz normalen alltäglichen Job gemacht hat. Meine Gastmutter zieht mich immer noch damit auf, wie entgeistert ich den Mann angeguckt habe.
Eine letzte Sache, die ich euch erzählen will und die für mich sehr wichtig ist, ist die Sache mit meinen Hobbys. Ich gehe in Deutschland Tanzen und hin und wieder Joggen, was ich beides gerne in Australien weitermachen wollte. Als Erstes habe ich dafür in meiner Schule nachgefragt, was sie in dieser Richtung anbieten, und hatte dabei auch das Glück, dass ich in das Fach Tanzen und das Tanzteam meiner Schule reingekommen bin. Weil ich aber auch weiterhin Ballet machen wollte, habe ich mit meiner Gastmutter geredet, woraufhin wir mich in einer Tanzschule angemeldet haben, wohin ich jetzt zwei Mal die Woche gehe und sehr glücklich bin. Für die Sache mit dem Joggen habe ich auch eine gute Lösung gefunden, indem ich immer mal normal joggen gehe und jeden Samstag bei einem kostenlosen 5 km Parkrun in einem nahe gelegenen Park mitmache.
Was ich damit sagen möchte: Wenn du etwas wirklich möchtest, wirst du immer einen Weg finden, es zu tun, und es ist überhaupt nicht schlimm, Heimweh oder schlechte Tage zu haben. Das Wichtigste ist nur, immer wieder aufzustehen, sich aktiv zu halten und nicht alles zu ernst zu nehmen. :))