Niemals hätte ich zu Beginn meiner Zeit geglaubt, dass ein halbes Jahr so schnell vergehen würde. Die Zeit ist gerast und ich bin so dankbar für jeden Tag, jeden Moment und jede Erfahrung, die ich sammeln konnte. Wenn man sich meine Zeit in Australien wie ein Glas mit Murmeln vorstellt, von denen die Roten für glückliche und die Blauen für traurige Momente stehen, sind natürlich auch ein paar blaue Murmeln mit dabei. Doch genau diese Mischung macht es erst schön und authentisch, denn ohne ein paar wenige traurige Momente kann man die glücklichen gar nicht komplett wertschätzen.
Ich bin während meiner Zeit auf der anderen Seite der Erde mit meinen Herausforderungen gewachsen und habe sehr viel dazu gelernt. Was jetzt kitschig klingt, fing natürlich beim Einleben in einer neuen Welt mit neuen Freunden und Möglichkeiten an und ging dann zum Ende hin eher in Richtung Schulaufgaben. Auch wenn nicht immer alles einfach war, habe ich mich nie alleingelassen oder hilflos gefühlt. Das lag größtenteils an den vielen wundervollen Menschen, wie zum Beispiel meinen Gasteltern, den local coordinators meiner Schule, meinen Ansprechpartnern von der Orga und auch an meinen Freunden, die mir bei allem zur Seite standen oder gestanden hätten, wenn ich sie gebraucht hätte. Nur zu wissen, dass jemand da wäre, hat mir immer sehr geholfen. An dieser Stelle möchte ich meinen Gastvater zitieren: „Every cloud has a silver lining“, das sagte er immer zu mir, wenn es mal nicht perfekt lief oder ich nicht glaubte, dass ich etwas schaffen würde, um mir zu zeigen, dass es wieder besser wird.
Mein letzter Schultag in Australien und an der Cleveland District State High School war wohl einer der traurigen Tage meines Leben, weil ich viele von meinen besten Freunden zum vorerst letzten Mal gesehen habe. Da ich in vielen Klassen Class-Parties hatte, hatte ich genug Zeit, um mich von allen zu verabschieden. In den Wochen davor hatte ich viele meiner Freunde auf einer riesigen Australienflagge unterschreiben lassen, die jetzt eine wunderschöne Erinnerung ist. An dem Tag sind nicht nur bei mir und den anderen Austauschschülern viele Tränen geflossen, sondern auch bei denen, die dort geblieben sind. Alle sind mir so sehr ans Herz gewachsen. Manche habe ich danach noch einmal gesehen, den Großteil jedoch nicht.
Nachdem die Schule bei mir aufgehört hatte, hatte ich das Glück, dass meine Mutter mich in Australien besuchen gekommen ist, wo wir dann einen wunderschönen Trip nach Cairns und Sydney machen konnten. Dadurch hatte ich nicht nur die Chance, mich in Ruhe von dem Land zu verabschieden, sondern auch ein paar andere Regionen noch etwas besser kennen zu lernen. Mein absolutes Highlight war dabei, einen Koala halten zu dürfen. Ein echt magischer Moment, wie ich sie viele hatte.
Seit ich wieder zurück bin, ist nun auch schon eine Weile vergangen, doch an die Kälte habe ich mich immer noch nicht richtig gewöhnt. Doch nicht nur wegen dem Wetter ist es schwer, sich hier richtig wieder einzufinden. Ich finde es sehr schwer zu verstehen dass mein Abenteuer schon vorbei ist und ich in dieses Leben nicht so schnell und einfach zurückkehren kann. Alles, was ich in meinem „anderen Leben“, als das ich es bezeichnen würde, gesehen und erlebt habe, ist für immer in meinen Gedanken. Es fühlt sich seltsam an, dass ich davon jetzt so weit weg bin. Auch jetzt alles für meine deutsche Schule nachholen zu müssen, ist ein Stress, von dem ich zwar schon von Anfang an wusste, aber der jetzt schon manchmal ganz schön überfordernd ist. Denn nur weil man selbst für ein paar Monate weg ist, geht das Leben für alle Freunde weiter, und es ist schon komisch, wie sich alles in so kurzer Zeit so stark ändern kann. Manche Freundschaften, die davor total eng und gut waren, sind danach erstmal für eine Weile komisch oder fühlen sich einfach anders an. Was aber am meisten weh tut, ist, dass ich meine Freunde und meine Gasteltern, die ich jeden Tag gesehen habe, nun nicht mehr so einfach umarmen oder mit ihnen reden kann. Manchmal tut es weh zu sehen, was sie machen und wie sie die Sachen, die man davor zusammen erlebt hat, jetzt alleine oder mit anderen machen.
Auch wenn es jetzt gerade schwer ist, wieder richtig anzukommen und sich wieder einzuleben, würde ich sagen, dass es eine meiner besten Entscheidungen war, ein Auslands(halb)jahr zu machen. Ich würde jedem, der die Chance hat für eine Zeit ins Ausland zu gehen, auf jeden Fall dazu raten, diese zu nutzen. Für die Erfahrung, das Land, die wundervollen Menschen und weil das Leben zu kurz ist, um auf morgen zu warten. Einen Traum leben zu können, ist etwas ganz besonderes und einzigartiges.