Hey,
seit über sieben Monaten lebe ich bereits in Australien und es ist für mich zu einem zweiten Zuhause geworden.
In den ersten paar Wochen hätte ich mir niemals vorstellen können, dass ich hier bereits nach einem halben Jahr genau so gut wie in Deutschland zurechtkomme. Ich habe meinen Alltag gefunden mit Schule, viel Sport, Freunden, (Gast)Familie und den “typisch australischen Aktivitäten”, wie an den Strand gehen, Fischen oder einfach in der Sonne entspannen.
Aber von vorne. Wie in meinem letzten Bericht erwähnt, besuche ich das Fraser Coast Anglican College (FCAC) hier in Hervey Bay (Queensland). Dort bin ich seit letzter Woche in Jahrgang 12, was bedeutet, dass meine Freunde und ich die Ältesten an der Schule sind. Das finde ich ziemlich lustig, da es das erste mal in elf Jahren Schule ist, dass ich zu keinem “aufschauen” kann. In der Schule finde ich mich mittlerweile super zurecht, nachdem ich ungefähr zwei Monate gebraucht habe, um mich auf dem riesigen Gelände zu orientieren. Auch die Umstellung auf den Laptop mit dem schulinternen System hat mich in den ersten Wochen vor größere Herausforderungen gestellt und es hat ein wenig gedauert, bis man mit dem System vertraut war. Insbesondere, da ich in Deutschland kein Tablet oder Laptop in der Schule verwendet habe. Meine Gastbrüder, die ebenfalls meine Schule besuchen, waren jedoch immer sehr hilfsbereit, wenn ich, vor allem in den ersten Wochen, mit etwas nicht klar gekommen bin.
In meiner Gastfamilie bin ich nach wie vor sehr glücklich und wurde von Anfang an sehr gut integriert. Wir gehen zusammen auf Familienfeste, besuchen Sportevents, machen Familienausflüge und fahren zusammen in den Urlaub. Insbesondere mit meinen Gastbrüdern (14 & 15 Jahre alt) verbringe ich viel Zeit. Wir gehen gemeinsam zum Rugby- und Boxtraining oder am Wochenende zusammen Fischen. Fischen ist hier in Hervey Bay ein sehr beliebtes Hobby. Viele Familien besitzen sogar ein eigenes kleines Boot, auf dem man am Wochenende zum “fishing trip” fährt. So machen es meine Brüder, mein Gastvater und ich auch …, wenn das Wetter stimmt! Abends kommen wir dann mit selbst gefangenem Fisch nach Hause, aus dem wir am nächsten Tag ein leckeres Abendessen zubereiten (obwohl ich früher keinen Fisch mochte).
Da ich im Rahmen eines Schulangebotes im Fach “Aquatic Practices” (kann ich jedem nur empfehlen!) im Dezember den Bootsführerschein gemacht habe, kann ich jetzt auch alleine mit meinen Freunden so einen kleinen Trip bestreiten. Das Coole am Bootsführerschein ist, dass er auch in Europa gültig ist, ebenso wie der Tauchschein, den ich bald, ebenfalls in „Aquatic Practices“, anfangen werde.
Wenn wir mal nicht fischen, treffen wir uns an der Esplanade (große Shopping-Straße am Strand), bei einem Freund zu Hause oder unternehmen Dinge wie z.B. Golf spielen. Golfen ist hier viel günstiger als in Deutschland und man benötigt auch keine Platzreife.
Mein Highlight bis jetzt waren jedoch die achtwöchigen langen Sommerferien, die von Ende November 2023 bis Ende Januar 2024 gingen. Für diese Zeit hat meine Gastmutter einen Road-Trip Richtung Sydney geplant, damit wir dort an Sylvester das einmalige Feuerwerk erleben können.
Weihnachten haben wir bei 30° noch hier in Hervey Bay verbracht und es war total spannend, die australischen Traditionen kennenzulernen. Es gab definitiv Parallelen zu Deutschland, wie z.B. den Weihnachtsbaum, ein leckeres Abendessen und natürlich Geschenke. Allerdings ist hier auch vieles anders und neu für mich gewesen. Der Weihnachtsbaum war eine künstliche Tanne und sowohl die Bescherung und das Essen fanden nicht an Hl. Abend sondern am Morgen bzw. Abend des 1. Weihnachtstages statt.
Da Weihachten in der australischen Sommerzeit liegt, hat es sich für mich nicht wirklich wie Weihnachten, sondern mehr wie ein Geburtstag im Sommer angefühlt, an dem alle Geschenke bekommen. Obwohl ich mir keine bessere Gastfamilie vorstellen könnte, muss ich zugeben, dass ich am 24.12. meine Familie in Deutschland sehr vermisst habe. Nichtsdestotrotz hatte ich schöne Weihnachtstage und die Gelegenheit, die ganze Großfamilie meiner Gastfamilie kennenzulernen.
Viel Zeit, um die Weihnachtstage ausklingen zu lassen, hatten wir allerdings nicht, da bereits am 26. Dezember unser Road-Trip nach Sydney starten sollte. Gemeinsam mit meinen beiden Brüdern und meiner Gastmutter haben wir uns also auf die insgesamt 16-stündige Autofahrt (1.210 km) begeben. Natürlich ist meine Gastmutter diese Strecke nicht in einem Stück gefahren, auch wenn ich gelernt habe, dass Australier sehr lange Autostrecken an einem Tag zurücklegen.
Auf der Hinfahrt haben wir an der Gold Coast, Coffs Harbour und Newcastle gestoppt, wo wir immer bei Freunden oder Familie meiner Gastmutter übernachtetet haben. Als wir dann am 30. Dezember in Sydney angekommen sind, hatte ich bereits viele interessante und nette Menschen kennengelernt, mit denen ich witzige, aber auch spannende Gespräche geführt habe. Mir ist aufgefallen, dass alle, aber vor allem auch die „älteren“ Australier sehr offen und interessiert an Gesprächen mit mir über Deutschland und Europa waren.
In Sydney hatten wir eine fantastische Zeit, da diese Stadt einfach großartig ist. Von Ausflügen mit der Fähre zu Manley Beach, über Sightseeing in der Stadt mit Besuch des Opernhauses, bis hin zu tollen Shopping Erlebnissen in den schönsten Malls Australiens, hat diese Stadt einfach alles zu bieten.
Allerdings gab es für mich ein absolutes Highlight. Meine Gastmutter hat meinen Brüdern und mir zu Weihnachten einen Gutschein geschenkt, um die weltberühmte “Sydney Harbour Bridge” zu besteigen. Dieses Erlebnis werde ich niemals vergessen. Der Blick über die Bucht, das berühmte Opernhaus und die ganze Stadt waren fantastisch. Ich bin meiner Gastfamilie unendlich dankbar, dass sie mir diesen Road-Trip ermöglicht haben und mir so viel von ihrem schönen Land zeigen konnten.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, alles irgendwann wieder zu verlassen, da ich mich hier so wohl fühle. Zum Glück bleiben mir bis dahin noch viele Monate, die ich so intensiv wie möglich mit meinen Freunden und der Gastfamilie nutzen möchte!
Bis zum nächsten mal! Euer Leo