Helenas zweiter Bericht

Helena ist von Januar bis September 2023 an der Mountain Creek State High School, Sunshine Coast

Helena Portrait
Helena
Helena im Outback 1
Outback
Lady Elliot Island aus der Luft
Lady Elliot Island
Helena Surfing
Surfing vor Agnes Water

Hallo, hier ist wieder Helena.

Die Zeit verfliegt so schnell und jetzt ist schon die Hälfte davon für mich in Australien vorbei. Dieses Mal berichte ich, wie ich meine Osterferien verbracht habe und wie ich mich nach der Hälfte meiner Zeit an der Sunny Coast fühle. Eigentlich habe ich noch viel mehr erlebt und gesehen, aber das lässt sich alles gar nicht in einen Bericht zusammenfassen. Also fangen wir mit meinen Osterferien an.

Ostern habe ich mit meinen Gasteltern auf einem Campingplatz in Agnes Water bzw. Seventeen Seventy (zweiter Landungspunkt von Captain Cook in Australien und der erste in Queensland im Jahr 1770) sechs Stunden nördlich von der Sunshine Coast verbracht. Es war kein großes Osterfest, aber trotzdem sehr cool. Ich bin mit meiner Gastschwester und meinem Gastvater an den Strand gefahren und er hat uns Surfen beigebracht. Agnes Water ist perfekt zum Surfen lernen, weil die Wellen nicht so hoch und stark sind. Am Nachmittag haben wir mit Freunden der Familie zusammen frisch gefangene Garnelen gegessen und sind auf den Fluss, um neue Netze zum Fischen zu legen. Hier mussten wir besonders auf „Salties“ (Salzwasser-Krokodile) achten, die sich aber nur selten in den Fluss verirren. Üblicherweise sind dort eher die kleinen und ungefährlichen Süßwasserkrokodile. Einmal haben wir auch einen Spaziergang im Wald gemacht, wo man auf Holzblöcken laufen konnte. Der Wald sah komplett anders aus als bei uns in Deutschland. Die Bäume waren total hoch, überall gab es Lianen und oft waren an und auf den Bäumen Schlangen, die ungiftigen “Green Tree Snakes”.

Die letzte Woche der Osterferien habe ich im Outback (Northern Territory und South Australia) mit einer großen Gruppe Internationals aus ganz Queensland verbracht. Wir sind gemeinsam von Brisbane nach Alice Springs geflogen und von dort aus mit einem Bus auf dem Stuart Highway runter bis nach Adelaide gefahren. In diesen sieben Tagen haben wir drei Nächte unter freiem Himmel gecampt und in Coober Pedy (eine Opalminen Stadt) in einer Unterkunft unter der Erde übernachtet. Da es im Outback sehr heiß werden kann, haben die Leute ihre Häuser wie Höhlen in die Erde gebaut. In der ersten Nacht unter freiem Himmel am Uluru haben wir abends ein Dingorudel um die Camping-Area laufen sehen, sechs Meter von uns entfernt, was einen nicht sehr beruhigt hat. Dafür war der Sternenhimmel umso schöner. Am Tag unserer Ankunft in Alice Springs haben wir die „School of the Air“ besucht, eine Schule für Kinder, die in abgelegenen Gebieten Australiens leben und so eine Möglichkeit zum Fernunterricht bekommen. Danach ging es zum „Flying Doktor Service“, der mit dem Flugzeug kranke Menschen im Outback versorgt. Durch die Route runter nach Adelaide hatte ich die Möglichkeit, den Uluru, Kings Canyon, Kata Tjuta und noch viel mehr kennenzulernen. Dafür bin ich sehr dankbar, weil mir das von Deutschland aus immer unerreichbar erschien. Als ich nun da war, konnte ich es gar nicht richtig glauben. Die Fliegen im Outback waren am Anfang schon sehr nervig für alle, aber mit einem Fliegennetz (was ich jedem empfehle, der ins Outback geht) war es nicht schlimm. Je weiter wir nach Süden in Richtung Adelaide gefahren sind, desto weniger Fliegen gab es.

Letztes Wochenende war ich mit den Internationals aus meiner Schule für drei Tage auf Lady Elliot Island. Das war unglaublich schön. Die Insel liegt im Great Barrier Reef am südlichen Ende und demnach sind wir jeden Tag mehrere Stunden geschnorchelt. Was mich besonders beeindruckt hat, war die große Vielfalt an Tieren unter Wasser und die vielen verschiedenen Korallen. Manche Korallen sahen aus wie Teller oder auf den Kopf gedrehte Oktopusse. Wieder andere waren rot oder blau gefärbt. In diesen Tagen habe ich eine unzählbare Menge an verschiedenen Schildkröten gesehen, was schon immer ein großer Traum von mir war. Außerdem habe ich drei recht große Haie gesehen und Mantarochen. Auf die Insel sind wir mit einem kleinen Propellerflugzeug geflogen, so konnten wir die Insel und das Riff drumherum von oben sehen.

Jetzt zur Schule. Die Assessments (Hausarbeiten) in der Schule sind schon sehr mühsam und zeitaufwendig. Vielleicht auch, weil ich mich mit Excel und Word und den ganzen Features noch nicht richtig auseinandergesetzt habe und wir in Deutschland nicht gezeigt bekommen, wie man damit effektiv arbeitet. Dafür sind die Exams (Klassenarbeiten) recht einfach und man muss dafür eigentlich gar nichts lernen und bekommt trotzdem ein A (das ist eine 1). Alles in Allem habe ich mir die Schule hier einfacher vorgestellt. Vielleicht liegt es daran, dass ich mir mit Biologie, Marine Science und Geografie nicht gerade die einfachsten Fächer ausgesucht habe. Mein Englisch hat sich über die Ferien, also nach den ersten drei Monaten, stark verbessert. Das bedeutet, dass ich mich viel besser ausdrücken kann, weil mir die Vokabeln schneller einfallen und ich viel mehr Wörter im Wortschatz habe.

Jetzt nach viereinhalb Monaten in Australien bin ich froh, dass ich noch vier weitere Monate habe, um noch mehr von Australien zu sehen und neue Menschen kennenzulernen. Fast alle Internationals aus meiner Schule fliegen im Juli zurück nach Hause und ich bleibe mit sechs anderen Internationals noch für den dritten Term des Schuljahres. Dass die anderen abreisen, macht mich einerseits traurig, weil wir alle gute Freunde geworden sind und viel miteinander erlebt haben. Auf der anderen Seite freue ich mich, die neuen Austauschschüler kennenzulernen, denn im nächsten Term sollen allein an meine Schule 40 weitere Austauschschüler kommen. Generell bin ich sehr glücklich mit meiner Entscheidung, neun Monate in Australien zu verbringen, weil ich gemerkt habe, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man jeden Tag etwas Neues erlebt. Die Austauschschüler, die sechs Monate bleiben, wollen noch gar nicht so richtig nach Hause, weil sie sich erst jetzt richtig eingelebt haben. Ich selbst könnte mir nicht vorstellen, in einem Monat nach Hause zu fliegen und mein altes Leben zu leben. Das wird nach den Erlebnissen eh nicht einfach werden. Bei meiner Gastfamilie fühle ich mich außerordentlich wohl und mein Gastvater hilft mir mit voller Leidenschaft, ein gutes Surfboard für mich zu finden. Insgesamt merkt man nach den Osterferien, wie sehr man im Alltag angekommen ist, weil nicht mehr alles neu ist.

Freut euch also nach dem 3. Term auf einen weiteren interessanten Bericht von mir.

Anmerkung: die von Helena erwähnten „Haie“ sind sogeannte Reef Sharks und ungefährlich. Sie sehen allerdings aus wie richtige Haie, und dass sie viel kleiner sind als diese, erkennt man unter Wasser nicht unbedingt.