Hallo aus Townsville Australien!
Ich heiße Leon und vor sieben Wochen bin ich mitten im Winter in Österreich gestartet und nach vielen Stunden Flugzeit im tropischen warm-feuchten Küstenort Townsville gelandet. Was für ein Ortswechsel! Die ersten Tage waren überwältigend. Umgeben von Palmen. Beeindruckt haben mich die farbenprächtigen Papageien und der sensationelle Blick vom Hausberg „Castle Hill“ über die kleine Stadt Townsville und die davor gelagerte Insel Magnetic Island inmitten des Barrier Reefs.
Was ihr wissen müsst: Ich bin nicht wie die meisten Austauschschüler in einer Gastfamilie untergebracht, sondern habe mich für das Boarding House an der Townsville Grammar School entschieden. Das war eine der besten Entscheidungen. Ich habe gleich viele neue Freunde gemacht und jeden Tag viel Spaß. Es wird uns hier nie langweilig. Zeitgleiche Lerneinheiten motivieren viel mehr, als wenn man allein für sich lernt. Jedenfalls profitiere ich enorm in Englisch, da im gesamten Boarding House alle Englisch reden. Die meisten Kinder im Boarding kommen von einer Farm im Landesinneren Australiens, wo es keine Schulen gibt. Teilweise wurden die Kinder bis zur Unterstufe von zuhause unterrichtet und sind jetzt erstmals in einer Schule. Es sind alle Schüler und Lehrer sehr nett, hilfsbereit und auch lustig. Das tolle am Boarding House ist, dass wir viele Aktivitäten gemeinsam machen. Wir waren als Tagesausflug auf Magnetic Island zu einer Sonnenaufgangswanderung, Bowling, am Strand, Fischen, Waterfun Park, Shopping, Kino, Rugby Spiele im großen Queensland Country Bank Stadion usw. Daneben haben am Schulgelände Poolpartys, Schwimmwettbewerbe, Touch Ball Spiele usw. stattgefunden. Neu für mich war auch das „Formal Dinner“, ein Abendessen gemeinsam mit den Lehrern.
Ob ihr es glauben wollt oder nicht, hier in Australien freut man sich richtig darauf, in die Schule zu gehen. Ich finde hier einiges im Schulsystem viel besser als bei uns (wenn auch nicht alles). Wo fange ich an? Ja genau, der größte Unterschied liegt darin, dass man hier in Australien sechs Schulfächer wählt. Somit hat man nur die Hälfte an Fächern wie in Österreich und kann sich in das vertiefen, was einem Spaß macht. Man hat also jeden Tag nur die Fächer, die man selbst gewählt hat und die einen daher auch schon viel mehr motivieren. Mathe ist in Australien einfacher als in Österreich, daher sollte man hier immer den anspruchsvolleren Mathekurs wählen, damit es nicht langweilig ist. IT ist hier richtig praxisnah. Jeder hat selbst Internetseiten programmiert mit einem integrierten Online-Shop. Nur weil man hier weniger Fächer hat und diese auch selbst wählen durfte, heißt das nicht, dass hier die Anforderungen geringer sind. Wir alle hier im Boarding haben in den letzten Wochen sehr viel gelernt. Neben Schularbeiten war in allen Fächern eine recht umfangreiche wissenschaftliche Arbeit auszuarbeiten. Ich habe auch Sportkunde gewählt, was mir sehr gut gefällt. Zum einen machen wir hier Sportspiele und zum anderen haben wir auch Sporttheorie. Hier war die Facharbeit über ein ethisches Thema im Sport zu schreiben, über die Nachteile des „drafting systems“ im Teamsport. Dieses Vorauswahlverfahren habe ich vorher gar nicht gekannt. Ich glaub’, dass es das auch in Europa gar nicht gibt. Business Studies finde ich auch super, so ein Fach habe ich in Österreich nicht. Dadurch, dass man hier in der Schule und im Boarding House den ganzen Tag Englisch spricht, fällt auch die Umstellung auf den Englischen Unterricht nicht schwer. Das hatte ich mir vorher viel schwieriger vorgestellt. Ganz wichtig, das Essen an der Schule ist echt gut. Was weniger lustig ist, wenn man hier krank ist. Ich hatte einen Tag Fieber. Dann muss man den Tag im Ärztehaus verbringen, so lange wie das Boarding House tagsüber geschlossen ist.
Ich find’s hier super, Boarding House würde ich auch immer wieder wählen.
Sport ist für die Australier ganz wichtig. In der Freizeit und in den Schulpausen spielen wir oft draußen Touch Ball. Viele Kinder haben sich für Teamsportarten angemeldet. Beliebt ist Rugby, Rudern, Basketball usw.. Meist findet das verpflichtende Training aber mehrmals wöchentlich statt und am Wochenende sind dann oft Wettkämpfe. Manche stehen sogar um fünf Uhr in der Früh auf, um vor dem Unterricht Rudersport zu trainieren. Bis am Nachmittag Schule, danach noch Sport und dann noch Hausaufgaben ist ziemlich viel. Ich habe mich daher in keinem zusätzlichen Sportverein angemeldet und gehe dafür immer wieder ins Fitness Center der Schule. Da bin ich flexibler.
Ah genau, ich habe geschrieben, dass alles super ist. Ich schreib lieber „fast“ super – was nicht so super funktioniert, ist das WLAN im Boarding House. Filme kann man darüber so gut wie nicht runterladen. Ganz wichtig noch, mein Voting zur Schuluniform. Anfangs hatte ich schon Zweifel, wie das sein wird mit Kniestrümpfen, Hemd, Krawatte und HUT!!! Ja, ganz genau: HUT! Schuluniform ist gar nicht so schlimm.
In meinem zweiten Erfahrungsbericht werde ich über mein einwöchiges Praktikum schreiben, das ich übernächste Woche in einem total spannenden Unternehmen machen werde, und über meine zweiwöchigen Osterferien, die ich bei meinem Freund auf einer großen Farm im Landesinneren verbringen darf. Grüße vom sommerlichen DownUnder!