Erfahrungsbericht Marlene

Marlene war von Juli bis September 2016 an der Cairns State High School

Marlene
Marlene

Hallo, mein Name ist Marlene und ich bin 16 Jahre alt.

Seit ich denken kann liebe ich es, die Welt zu erkunden, neue Kulturen kennen zu lernen und meinen Horizont zu erweitern. So trat ich bereits mit elf Jahren meinen ersten alleinigen Auslandsaufenthalt in England an. Bald darauf folgten Reisen nach Frankreich, Spanien, Malta, China und weitere unglaublich tolle Ländern. Ein Land jedoch faszinierte mich schon immer: Australien.

Die Idee, diesen Kontinent für mehr als nur ein paar Wochen zu bereisen, hatte ich bereits länger im Kopf. Die abwechslungsreiche Landschaft, die interessanten Menschen und eine ganz andere Lebensweise auf der anderen Seite der Erde zogen mich magisch in ihren Bann, ohne dass ich diesen Kontinent je besucht hatte. Es gab nur ein Problem: meine Eltern mussten noch irgendwie überzeugt werden. Es dauerte lange, bis sie sich schweren Herzen dazu entschieden, mich ganz alleine gehen zu lassen.

Ich weiß noch genau, wie ich mich fühlte, als ich am langersehnten 9. Juli durch den Check-in am Fraport, dem Frankfurter Flughafen, ging. Noch ein letztes Mal umdrehen, um Mama und Papa zu winken, bevor der Sicherheitsmann mich nach rechts lenkte. Nur ich – bewaffnet mit meinem Reisepass – auf dem Weg in ein Land, wo ich niemanden kannte und noch nie zuvor gewesen war. Für Trauer oder Sorgen war jedoch kein Platz. Viel zu groß war meine Vorfreude auf die kommenden drei Monate, die Schule und meine Gastfamilie, die ich nach einer Reise von 26 Stunden endlich persönlich treffen konnte. Neben meiner Gastschwester (13), meinem Gastbruder (19) und meinen Gasteltern erwartete mich am kleinen Flughafen in Cairns auch meine neue 17-jährige Gastschwester aus Italien, mit der ich mich von Anfang an super verstand. Generell hatte ich unglaubliches Glück mit meiner Familie, bei der ich mich vom ersten Tag an wie zuhause fühlte.

Der Unterricht an der Cairns State High School, die für mich auf jeden Fall eine gute Wahl war, begann am nächsten Tag. Aufgeregt ging ich durch das große Eingangsportal, hinter dem die freundlichen Koordinatoren mich bereits erwarteten. Schnell traf ich auf die anderen „Internationals“, dank denen ich jetzt nicht nur viele neue Freunde in Australien habe, sondern auch in ganz Europa und Asien.

Der Unterricht ist einfach, verglichen zu Deutschland. Auch wenn die Schule deutlich länger dauert, sind die Fächer simpel, und die Zeit vergeht sehr schnell. Oftmals war ich verwirrt, erfreut aber verwirrt, dass schon wieder Freitag war. Das kann daran liegen, dass die australischen Schulen mehr praxisorientiert arbeiten. So konnte ich in Marine Studies meinen Bootsführerschein machen, und mehrere meiner im Visual Arts Unterricht angefertigten Kunstwerke wurden in der Schule ausgestellt.

Nicht nur die Schule, auch die Stadt war definitiv die richtige Wahl. Jedem, der nicht lange in Australien bleibt und keine Chance hat, das Land und verschiedene Orte zu bereisen, würde ich dazu raten, nach Cairns zu kommen. Direkt an das wunderschöne Meer grenzen der Regenwald und die Berge. Es ist eine einzigartige und faszinierende Natur, die es so nur einmal gibt. Dies bot mir die Möglichkeiten, meinen Tauchschein am Great Barrier Reef zu machen, auf verschiedenen Inseln mit Schildkröten zu schnorcheln, mitten im Dschungel durch Wasserfälle zu schwimmen und meine Bahnen durch einen See zu ziehen, der vor Tausenden von Jahren einmal ein aktiver Vulkan war.

Diese Reise zu beschreiben fällt nicht leicht. Es ist kaum möglich, die richtigen Worte zu finden, um zu schildern, wie viel Spaß mir alles gemacht hat und wie dankbar ich nicht nur all den Menschen, die ich in Australien kennengelernt habe, sondern auch Highschool Australia bin, dafür, dass mir diese unvergessliche Zeit ermöglicht wurde.

„You will never be completely at home again, because part of your heart will always be elsewhere. That ist the price you pay fort the richness of loving and knowing people in more than one place.“ – auch wenn es komisch klingt, es ist so. Australien hat mich auf vielen Ebenen weitergebracht. Ich bin jetzt selbstständiger und offener. Habe mehrere Kulturen erfahren können, nicht nur mein Englisch verbessert, sondern auch ein paar italienische Worte gelernt. Dieses viertel Jahr hat mir so vieles gelehrt, mir Möglichkeiten gegeben, Dinge zu tun und zu erleben, die ich nie vergessen werde. Ich habe Freundschaften fürs Leben geschlossen und eine zweite Familie gefunden.