Hey! Ich bin Mara, 16 Jahre alt und ich verbringe gerade ein halbes Jahr in Australien.
Seit Ende Januar lebe ich in Avalon, einem wunderschönen Ort in den Northern Beaches von Sydney – etwa eine Stunde von der Innenstadt entfernt. Ich gehe hier in die Barrenjoey High School und bin dort in Year 11. Mein Zeit hier ist knapp ein halbes Jahr – und ich kann jetzt schon sagen: Es war die beste Entscheidung meines Lebens.
Die Schule beginnt jeden Tag entweder um 8 oder um 9 Uhr. Morgens fährt mich meistens meine Gastoma gemeinsam mit meinen Gastgeschwistern zur Schule. Zu Fuß sind es aber auch nur etwa 15 Minuten. Ich habe jeden Tag 3 bis 5 Fächer, die ich am Anfang des Schuljahrs gewählt habe. Meine Fächer sind English, Maths, Chemistry, French, Dance. Letzteres ist mehr so in die Richtung lyrisch und commercial, aber wir machen überraschender Weise auch viel Theorie. Ich mag Tanzen als Schulfach hier leider nicht so. Und mein absolutes Lieblingsfach: Food Tech. Das gibt es bei uns in Deutschland gar nicht und ich liebe es, mit meinen Freunden gemeinsam zu kochen, das ist das Fach nämlich mehr oder weniger. Unsere Lehrerin ist total herzlich und der Unterricht ist eher praktisch, ganz anders als in Deutschland, aber mir persönlich gefällt das viel besser.
Wir haben hier zwei Pausen, die ich immer mit meinen Freunden neben dem Oval verbringe – das ist eine große Grasfläche, auf der Sport gemacht wird. Schulschluss ist fast jeden Tag zu einer anderen Uhrzeit, aber am häufigsten gegen zehn nach drei. Dann laufe ich nach Hause, entweder alleine oder mit Freunden, manchmal auch mit meiner Gastschwester.
Was meinen Aufenthalt hier besonders macht, ist nicht nur die Schule, sondern vor allem das Leben mit meiner Gastfamilie. Die besteht aus meiner Gastmutter Mel, meinem Gastvater Nath, meinem gleichaltrigen Gastbruder Logan, meiner 12-jährigen Gastschwester Quinn und meiner kleinen Gastschwester Josie, die 9 Jahre alt ist. Außerdem wohnen in unserem Haus auch noch meine Gasttante und ihr zweijähriger Sohn – und unser Hund Woody natürlich auch. Es ist also ein richtig lebendiges, lautes Zuhause. Trotzdem fühlt sich alles total familiär und geborgen an, vielleicht sogar genau deshalb. So viele Menschen auf einmal ist perfekt für mich. Ich habe mich von Anfang an sehr gut mit allen verstanden. Wir essen abends immer gemeinsam, unternehmen viel, schauen Filme und Reality Shows oder reden einfach stundenlang in der Küche.
Und das beste ist: Wie ich es mir gewünscht hatte, bin ich in eine Familie reingekommen, die echt typisch „aussie“ ist. Das heisst viel surfen, footy und barbies für mich. Es ist sogar noch besser, als ich mir erhofft hatte. Ich verstehe mich super mit der ganzen Familie, ich hab immer jemanden zum reden und ich kann mich ihnen allen anvertrauen. Meine Gastschwester hat sich jetzt sogar online mit meiner echten Schwester angefreundet.
In meiner Freizeit bin ich viel mit Freunden unterwegs. Wir gehen shoppen, an den Strand, ins Gym, oder chillen einfach zusammen zu Hause. Auch Partys und Sleepovers sind regelmäßig Teil unseres Wochenendes. An warmen Tagen nach der Schule laufen wir manchmal direkt zum Strand, der ist nämlich gleich neben unserer Schule, gehen schwimmen oder liegen einfach nur am Strand und reden oder essen Açai. Dieses entspannte Lebensgefühl ist etwas, das ich hier besonders liebe und was sich so sehr von Deutschland unterscheidet.
Mein größtes Highlight bisher war mein Sweet Sixteen, den ich hier während der Schulferien feiern durfte. Ich hätte nie gedacht, dass ein Geburtstag so weit weg von zu Hause so besonders sein kann. Aber meine Gastfamilie und meine Freundinnen haben sich so viel Mühe gegeben, dass ich mich komplett wohl und gefeiert gefühlt habe.
Es gab viele weitere tolle Momente: den richtigen Freundeskreis finden, gemeinsame Partys, Strandtage, Shopping-Ausflüge, und vor allem auch unvergessliche Erlebnisse wie der gemeinsame Urlaub mit der Gastfamilie und deren Freunden auf einem Camping Platz direkt am Strand, wo kleine Kängurus und Wallabies einfach so rumgelaufen sind. Da hab’ ich sogar Surfen gelernt, eins meiner großen Ziele für Australien.
Natürlich war nicht immer alles einfach. Die ersten Tage waren hart – neue Umgebung, neue Schule, neues Zuhause. Aber meine Gastfamilie war super fürsorglich, hat mir die Gegend gezeigt, versucht mich abzulenken, wenn es mir nicht gut ging, und war immer für mich da. Besonders schwer war es, als mein Hase zu Hause gestorben ist. Aber meine Familie daheim und meine Gastfamilie hier haben mich unterstützt, mich getröstet und versucht mich aufzuheitern und das hat mir so geholfen. Auch an meinem Geburtstag habe ich meine Familie vermisst, aber ich wurde hier so gefeiert, dass ich mich trotz allem sehr wohl und das erste Mal in Monaten so richtig zu Hause gefühlt habe.
Was mich hier besonders beeindruckt, ist die Offenheit der Menschen. Die Leute sind herzlich, entspannt, und das Leben ist insgesamt deutlich lockerer als in Deutschland. Niemand schaut komisch, wenn man barfuß einkaufen geht, und es ist ganz normal, nach der Schule mit nassen Haaren vom Strand und Surfboard in den Bus einzusteigen. Dazu kommt natürlich die unglaublich schöne Natur: Der Strand ist quasi vor meiner Haustür, und die Sonnenuntergänge hier sind wirklich wie aus einem Film.
Mein Englisch hat sich in der Zeit enorm verbessert. Ich spreche jetzt viel flüssiger, hab keine Angst mehr zu sprechen, habe einen größeren Wortschatz. Ich hab vor allem keine Probleme mehr, mich so auszudrücken, wie ich möchte, und Leute verstehen mich nicht mehr falsch. Das war am Anfang echt ein kleines Problem für mich. Und anscheinend sogar auch einen australischen Akzent, wird mir zumindest gesagt.
Die nächsten Wochen sind schon vollgepackt mit Plänen: Bootstrips, Übernachtungen, Partys, Shopping-Ausflüge – alles, was ich mit meinen Freunden und meiner Gastfamilie liebe. Wir versuchen die letzen Wochen so besonders wie möglich zu machen. Ich habe auch schon eine riesige Australien Flagge in meinem Zimmer hängen, auf der all die Menschen, die mir hier so wichtig geworden sind, mir eine kleine Nachricht draufschreiben wollen. Das war die Idee von einer Freundin hier und ich fand das so süß, wir mussten das machen. Und auch wenn ich mich ehrlich gesagt schon ein bisschen auf zu Hause freue, weiß ich jetzt schon, wie sehr ich Australien vermissen werde. Dieses halbe Jahr war für mich wie ein ganzes Leben – mit allem, was dazugehört: neuen Freundschaften, Erfahrungen, Herausforderungen und unzähligen schönen Momenten.
Australien ist für mich ein zweites Zuhause geworden.