Fünf Monate – vor einem halben Jahr noch dachte ich, das wäre eine sehr lange Zeit. Nun, das ist es wahrscheinlich auch, aber das war die Zeit, die ich in Sydney verbracht habe. Vergangen ist sie dabei wie im Flug, und ich denke, das liegt daran, weil es mir so gut gefallen hat. Vor allem in den letzten Wochen ging es dann besonders schnell, weil ich noch ziemlich viel vorhatte, wie etwa Abschlussfeiern, Freunde das letzte Mal treffen und Orte das letzte Mal besuchen. Aber lasst mich mal von vorne anfangen und von meinen letzten Wochen in Australien erzählen.
Es war ein ganz normaler Samstag, als mir meine Gastmutter sagte: „Du musst umziehen“. Ich war, wie zu erwarten, komplett überrascht und geschockt, fragte also genauer nach. Es stellte sich heraus, dass es nicht gestattet sei, Gastschüler mit unterschiedlichen Geschlechtern in einem Haus zu haben. Warum das Ganze aber sechs Wochen, bevor es für mich schon wieder nach Hause ging? Die zwei Jungs, die mit bei meiner Gastfamilie lebten, waren mit einer anderen Agentur da, also wusste meine Agentur nichts von ihnen. Eine Woche später hieß es dann Koffer packen und umziehen. Am Sonntag der darauffolgenden Woche holte mich meine neue Gastfamilie ab und ich hatte ein neues Zuhause. Am Anfang war der Umzug für mich durchaus eine Herausforderung, da ich meine neuen Gasteltern natürlich erstmal kennenlernen musste und die ganze Umgebung für mich neu war. Das ging aber zum Glück ziemlich schnell, weil ich mich in meiner neuen Gastfamilie sehr wohl fühlte und wir zusammen sehr viel Spaß hatten!
Thanksgiving ist in Australien, genauso wie in Deutschland, kein großes Thema. Deshalb war ich auch noch nie auf einer Thanksgiving-Feier gewesen, bis mich mein Coach zu seiner Feier einlud, da er amerikanische Wurzeln hat und daher Thanksgiving feiert. Es waren auch manche aus meinem Team da, mit denen ich sehr viel Spaß hatte. Außerdem lernte ich noch seine Töchter kennen, mit denen ich mich auch sehr gut verstand. Es war insgesamt ein sehr schönes und interessantes Erlebnis mit sehr vielen neuen Eindrücken.
Zusammen mit meiner Basketballmannschaft hatte ich auch einen großen Erfolg. Wir standen im Finale der Year 10 Competition. Das Spiel war sehr eng und wirklich harte Arbeit. Doch genau deswegen hat es mir so Spaß gemacht. Bis in die letzten Sekunden war es nicht endgültig entschieden, doch wir haben weiter gekämpft, bis der Schlusspfiff kam und feststand: Wir sind die Sieger, das Spiel war gewonnen!!
Wir waren alle mächtig stolz, auch unser Trainer, weil wir uns den Sieg erarbeitet und somit komplett verdient hatten! Da dies leider gleichzeitig unser letztes Spiel für diese Saison war, und für mich mein letztes in diesem Team, haben wir uns danach zum Essen gehen verabredet, um die Saison abzuschließen.
Ich war aber nicht nur als Spieler aktiv, sondern auch als Schiedsrichter. Da ging die Saison auch langsam vorbei, die Halbfinals und Finals standen an, bei denen ich auch fleißig geholfen habe. Auch mit den anderen Schiedsrichtern hatten wir dann noch eine kleine Abschlussparty am Strand, ganz typisch australisch mit Barbie (Barbecue) ;)
Abschließend würde ich sagen, dass mit meinem halben Jahr in Sydney, Australien ein wirklicher Traum für mich in Erfüllung gegangen ist. Ich habe die ganze Zeit sehr genossen und nie bereut, den Schritt gewagt zu haben!
Auch wenn man am Anfang ein bisschen Angst hat, was denke ich völlig normal ist, kann ich nur empfehlen, aus seiner Komfortzone zu gehen. Es lohnt sich auf jeden Fall! Nicht nur lernt man so viele tolle Menschen kennen, sammelt wundervolle Erfahrungen, erkundet neue Länder und erfährt etwas über deren Kulturen, Sitten und Bräuche, man selber wächst auch unheimlich daran, lernt sich selbst viel besser kennen, lernt wahre Life-Skills und bereitet sich auf das „echte“ Leben vor.
Meiner Erfahrung nach sind die Australier wirklich toll. Ich fand es sehr angenehm, dass sie so offen, locker und freundlich sind. Man muss sie oft nur ansprechen (mit einem einfachen „How ya goin‘ mate“) und es entwickelt sich eine angenehme Konversation. Trau dich also ruhig, auf die Leute zuzugehen, ob in der Schule, im Sportverein oder einfach im Alltag. Es wird sich lohnen!
Die australische Schule läuft aber ein bisschen anders ab als in Deutschland. Abgesehen davon, dass man eine Schuluniform tragen muss, ist es auch viel entspannter und der Unterricht läuft lockerer ab. Die Schüler sind also nicht so gestresst, haben mehr Freizeit ihren Hobbies nachzugehen und es gibt keinen großen Notendruck. Außerdem ist die Beziehung zwischen Schüler und Lehrer eine ganz andere. Lehrer sind in der Regel zugänglicher und gehen auf die Schüler ein, was den Unterricht weniger formal macht. Zumindest in meinen Kursen konnte es dann auch schonmal sehr laut werden! Es ist nicht ungewöhnlich, dass Lehrer mit den Schülern plaudern, als wären sie Kollegen oder Freunde. In vielen australischen Schulen ist es auch üblich, dass Lehrer den Schülern bei persönlichen Anliegen helfen, sei es in Bezug auf Schulaufgaben oder auch außerhalb der Schule. Die Atmosphäre ist viel weniger hierarchisch, was es den Schülern leichter macht, Fragen zu stellen oder um Hilfe zu bitten.
Ich habe meine Zeit in Down Under sehr genossen und werde auf jeden Fall nochmals zurück kommen!
Ein letztes Mal, eure Jaz